Versuchstiermeldungen 2021
Informieren Sie sich über Tierarten, genetischen Status, Belastungsgrad und Verwendungszweck im Jahr 2021:
- Wie viele Versuchstiere und welche Tierarten wurden 2021 an der Charité eingesetzt?
- Wie hoch war 2021 der Anteil an transgenen Tieren an der Charité?
- Welchen Belastungsgraden waren die Versuchstiere an der Charité 2021 ausgesetzt?
- In welchen Bereichen wurden 2021 Versuchstiere an der Charité eingesetzt?
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Wie viele Versuchstiere und welche Tierarten wurden 2021 an der Charité eingesetzt?

An der Charité haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Jahr 2021 insgesamt 56.228 Versuchstiere eingesetzt. Dies sind 9747 mehr Tiere als im Jahr zuvor. Die Zunahme der Versuchstiere um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen hängt die vergleichsweise niedrige Zahl aus 2020 mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen erschwerten Forschungsbedingungen in der Biomedizin zusammen. Nur wenige Forschungsgruppen konnten während des ersten Lockdowns in 2020 wie üblich weiterarbeiten. Viele Projekte, die 2020 nicht durchgeführt werden konnten, sind zusätzlich zu den regulär geplanten Projekten in 2021 erfolgt. Gleichzeitig kommt es aber auch unter normalen Arbeitsbedingungen immer wieder zu Schwankungen, wenn Projekte starten oder beendet werden, beispielsweise, wenn Arbeitsgruppen neu hinzukommen oder enden.
Der weitaus größte Teil der an der Charité verwendeten Tiere waren Mäuse (insgesamt 50.854). Außerdem haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité mit Ratten, Fischen, Meerschweinchen, Kaninchen, Schafen und Schweinen erforscht, wie sich menschliche Krankheiten entwickeln.
Wie hoch war 2021 der Anteil an transgenen Tieren an der Charité?

Insgesamt 28.222 der 2021 in Tierversuchen nach § 7 Absatz 2 des Tierschutzgesetzes verwendeten Tiere waren genetisch verändert. Der Anteil an den sogenannten transgenen Tieren lag damit bei rund 50 Prozent.
Die Zahl der Versuche mit genetisch veränderten Mäusen spiegelt die hohe Bedeutung dieser Tiere für die biomedizinische Grundlagenforschung und die präklinische Forschung wider. Sie sind eine bislang unverzichtbare Möglichkeit, um zu verstehen, wie Umwelt und Gene zusammen mit verschiedenen Organsystemen zu einer Krankheit führen und zu deren Verlauf beitragen. Es ist Forschenden beispielsweise gelungen, Gene zu identifizieren, die sowohl bei der Maus als auch beim Menschen an der Entstehung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beteiligt sind. An diesen Mausstämmen können neue Therapieansätze entwickelt werden. Auch für die Erforschung von Krankheiten wie Krebs, Fettleibigkeit und Taubheit existieren entsprechende Stämme. Beispielsweise ist bei der Maus das gleiche Gen für die Entstehung von Dickdarmkrebs verantwortlich wie beim Menschen und man sucht nach Möglichkeiten, diese entarteten Zellen zu beeinflussen
Welchen Belastungsgraden waren die Versuchstiere an der Charité 2021 ausgesetzt?

Wie hoch war die Belastung der Tiere durch die Versuche und wie viele Tiere wurden dabei eingesetzt?
Neben der Anzahl der Versuchstiere und den Informationen über die eingesetzten Tierarten gehört zur jährlichen Meldung an die für die Charité zuständige Behörde, das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) auch die Angabe von Belastungs- oder Schweregraden der Tierversuche.
Etwas weniger als die Hälfte der Versuchstiere, die an der Charité für die Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen genutzt wurden, wurden für Gewebe- oder Organentnahmen getötet und nicht zuvor in Tierversuchen eingesetzt. Diese Tiere werden der Behörde als nach §4 des Tierschutzgesetzes eingesetzt Der Anteil dieser Tiere umfasste im Jahr 2021 rund 48 Prozent.
Die verbleibenden 51,6 Prozent, die an der Charité in einem Tierversuch entsprechend der Definition im Tierschutzgesetz nach §7 eingesetzt wurden, waren entweder gering (19,8 Prozent) oder in mittlerem Maß (24,1 Prozent) belastet, während der Anteil an Tierversuchen mit schwerer Belastung bei 2,9 Prozent lag. Der Anteil an Tierversuchen, deren Eingriffe u./o. Behandlungen vollständig und ausschließlich unter einer Vollnarkose durchgeführt wurden, aus der die Tiere nicht mehr erwacht sind, lag bei 4,8 Prozent. Sie werden in der Statistik unter „Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ erfasst.
In allen Versuchen, die mit Belastungen verbunden sind, sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verpflichtet, diese durch Schmerzmittel und die Reduktion von Stress zu minimieren. Prospektiv müssen sie die Belastung im Rahmen der Antragstellung abwägen gegen den erwarteten medizinischen und/oder wissenschaftlichen Nutzen. Grundsätzlich gilt die 3R-Regel (reduce, refine, replace): Das heißt, die Zahl der Versuchstiere müssen Forschende so gering wie möglich halten, Schmerzen und Leid minimieren und wann immer es geht auf Ersatz- und Ergänzungsmethoden zurückgreifen.
Anmerkung: Die Meldevorgaben für das Jahr 2021 haben sich leicht geändert. Tiere, die über §4 gemeldet werden, werden nun separat erfasst. In den Vorjahren fielen die §4 Tötungen gemeinsam mit den Tieren, die jetzt unter „Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ erfasst werden, in eine gemeinsame Kategorie, was die Vergleichbarkeit mit den Vorjahren erschwert. Im Sinne der verbesserten Transparenz werden diese beiden Kategorien nun getrennt ausgewiesen (dunkelblauer und hellblauer Bereich).
In welchen Bereichen wurden 2021 Versuchstiere an der Charité eingesetzt?

An der Charité wurde 2021 mit rund 78 Prozent der größte Anteil der Tiere in der biomedizinischen Grundlagenforschung und etwa 11 Prozent in der klinischen Forschung verwendet. Die klinische oder auch translationale Forschung verbindet die Grundlagenforschung mit der praktischen Anwendung von Forschungsergebnissen, also der Umsetzung der präklinischen Forschung in die klinische Entwicklung hin zu Therapien für den Patienten.
Etwa 1 Prozent der Tiere wurden für toxikologische oder regulatorische Zwecke verwendet. In diesen Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Versuche fallen beispielsweise präklinische Prüfungen von Medizinprodukten oder Arzneimittel. Etwa 1 Prozent der Tiere wurde für die Aus- oder Weiterbildung von tierexperimentell arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Tierpflegende genutzt.