
Zahlen und Fakten zu Tierversuchen an der Charité
Wie viele Tiere und Tierarten werden an der Charité jährlich von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Forschungsprojekten genutzt und welchen Belastungsgraden sind diese Tiere ausgesetzt?
Die folgenden Seiten geben einen Überblick über die wichtigsten Zahlen und die unterschiedlichen Bereiche, in denen an Tieren geforscht wird.
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Anzahl der Versuchstiere von 2018 bis 2022

In der jährlichen Versuchstiermeldung an das LAGeSo, der für die Charité zuständigen Behörde, gibt jede tierexperimentell arbeitende Wissenschaftlerin und jeder tierexperimentell arbeitende Wissenschaftler der Charité Auskunft über die Anzahl der pro Versuch eingesetzten Versuchstiere und darüber, welche Tierart genutzt wurde.
Zudem gehören zur jährlichen Versuchstiermeldung weitere Informationen wie beispielsweise die Angabe zu den Belastungsgraden der Versuche und dem genetischen Status der Tiere. Alle abgebildeten Daten wurden Charité-intern erfasst entsprechend der behördlichen Vorgaben.
Versuchstierzahlen für 2022
Wie viele Versuchstiere und welche Tierarten wurden 2022 an der Charité eingesetzt?

Für das Jahr 2022 haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis zum 31.03.2023 insgesamt 51338 Versuchstiere an das LAGeSo gemeldet. Die Behördern der einzelnen Bundesländer übermitteln ihre Meldungen wiederum jährlich bis zum 30. Juni an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Da es vereinzelt zu Nachmeldungen kommen kann, handelt es sich um vorläufige Zahlen.
Die Abnahme der Versuchstiere um rund 4000 ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen wurden für das Jahr 2021 viele Forschungsprojekte nachgeholt, die 2020 während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen erschwerten Forschungsbedingungen in der Biomedizin nicht stattfinden konnten, so dass für das Jahr 2021 eine entsprechend höhere Anzahl an Tieren gemeldet wurden. Gleichzeitig kommt es aber auch unter normalen Arbeitsbedingungen immer wieder zu Schwankungen, wenn Projekte starten oder beendet werden, beispielsweise, wenn Arbeitsgruppen neu hinzukommen oder enden.
Der weitaus größte Teil der an der Charité verwendeten Tiere waren auch im Jahr 2022 Mäuse (insgesamt 47.360). Außerdem haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité mit Ratten, Fischen, Meerschweinchen, Kaninchen, Schafen und Schweinen erforscht, wie sich menschliche Krankheiten entwickeln.
Wie hoch war 2022 der Anteil an transgenen Tieren an der Charité?

Insgesamt 27.709 der 2022 in Tierversuchen nach § 7 Absatz 2 des Tierschutzgesetzes verwendeten Tiere waren genetisch verändert. Der Anteil an den sogenannten transgenen Tieren lag damit bei 54 Prozent.
Die Zahl der Versuche mit genetisch veränderten Mäusen spiegelt die hohe Bedeutung dieser Tiere für die biomedizinische Grundlagenforschung und die präklinische Forschung wider. Sie sind eine bislang unverzichtbare Möglichkeit, um zu verstehen, wie Umwelt und Gene zusammen mit verschiedenen Organsystemen zu einer Krankheit führen und zu deren Verlauf beitragen. Es ist Forschenden beispielsweise gelungen, Gene zu identifizieren, die sowohl bei der Maus als auch beim Menschen an der Entstehung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beteiligt sind. An diesen Mausstämmen können neue Therapieansätze entwickelt werden. Auch für die Erforschung von Krankheiten wie Krebs, Fettleibigkeit und Taubheit existieren entsprechende Stämme. Beispielsweise ist bei der Maus das gleiche Gen für die Entstehung von Dickdarmkrebs verantwortlich wie beim Menschen und man sucht nach Möglichkeiten, diese entarteten Zellen zu beeinflussen
Welchen Belastungsgraden waren die Versuchstiere an der Charité 2022 ausgesetzt?

Wie hoch war im Jahr 2022 die Belastung der Tiere durch die Versuche und wie viele Tiere wurden dabei eingesetzt?
Neben der Anzahl der Versuchstiere und den Informationen über die eingesetzten Tierarten gehört zur jährlichen Meldung an die für die Charité zuständige Behörde, das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) auch die Angabe von Belastungs- oder Schweregraden der Tierversuche.
Etwas mehr als die Hälfte der Versuchstiere, die an der Charité für die Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen genutzt wurden, wurden beispielsweise für Gewebe- oder Organentnahmen getötet und nicht zuvor in Tierversuchen eingesetzt. Diese Tiere werden der Behörde als nach §4 des Tierschutzgesetzes eingesetzt gemeldet. Der Anteil dieser Tiere umfasste im Jahr 2022 rund 55 Prozent.
Die verbleibenden 45 Prozent, die an der Charité in einem Tierversuch entsprechend der Definition im Tierschutzgesetz nach §7 eingesetzt wurden, waren entweder gering (17,8 Prozent) oder in mittlerem Maß (20 Prozent) belastet, während der Anteil an Tierversuchen mit schwerer Belastung bei 2,6 Prozent lag. Der Anteil an Tierversuchen, deren Eingriffe u./o. Behandlungen vollständig und ausschließlich unter einer Vollnarkose durchgeführt wurden, aus der die Tiere nicht mehr erwacht sind, lag bei 4,4 Prozent. Sie werden in der Statistik unter „Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ erfasst.
In allen Versuchen, die mit Belastungen verbunden sind, sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verpflichtet, diese durch Schmerzmittel und die Reduktion von Stress zu minimieren. Prospektiv müssen sie die Belastung im Rahmen der Antragstellung abwägen gegen den erwarteten medizinischen und/oder wissenschaftlichen Nutzen. Grundsätzlich gilt die 3R-Regel (reduce, refine, replace): Das heißt, die Zahl der Versuchstiere müssen Forschende so gering wie möglich halten, Schmerzen und Leid minimieren und wann immer es geht auf Ersatz- und Ergänzungsmethoden zurückgreifen.
Anmerkung: Die Meldevorgaben haben sich seit dem Jahr 2021 leicht geändert. Tiere, die über §4 gemeldet werden, werden nun separat erfasst. In den Vorjahren fielen die nach §4 erfassten Tötungen gemeinsam mit den Tieren, die jetzt unter „Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ erfasst werden, in eine gemeinsame Kategorie, was die Vergleichbarkeit mit zwischen den JahrenVorjahren erschwert. Im Sinne der verbesserten Transparenz werden diese beiden Kategorien nun getrennt ausgewiesen (dunkelblauer und hellblauer Bereich).
In welchen Bereichen wurden 2022 Versuchstiere an der Charité eingesetzt?

An der Charité wurde 2022 mit rund 80 Prozent der größte Anteil der Tiere in der biomedizinischen Grundlagenforschung und etwa 11 Prozent in der klinischen Forschung verwendet. Die klinische oder auch translationale Forschung verbindet die Grundlagenforschung mit der praktischen Anwendung von Forschungsergebnissen, also der Umsetzung der präklinischen Forschung in die klinische Entwicklung hin zu Therapien für den Patienten.
Etwa 1 Prozent der Tiere wurden für toxikologische oder regulatorische Zwecke verwendet. In diesen Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Versuche fallen beispielsweise präklinische Prüfungen von Medizinprodukten oder Arzneimittel. 2 Prozent der Tiere wurde für die Aus- oder Weiterbildung von tierexperimentell arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Tierpflegende genutzt.