


Erstmals hat Charité 3R einen Preis für die beste Präsentation eines Forschungsprojektes vergeben. Wesentliche Kriterien waren eine anschauliche Darstellung sowie die Verständlichkeit der Präsentation. Die Auszeichnung fand am 24. Februar im Rahmen des Charité 3R Symposiums statt. Auch das Publikum durfte mitstimmen.
Es gibt viele verschiedene Ansätze, die 3R-Prinzipien Replace - Reduce- Refine in Forschung zu übersetzen. Im Rahmen eines Symposiums am 24. Februar hatten 16 Forschergruppen die Gelegenheit, ihre durch Charité 3R geförderten Projekte einem breiten Publikum vorzustellen. Elf Arbeiten wurden im virtuellen Raum als PDF-Poster und fünf als kurze Videos präsentiert. Besonderer Anreiz: Der mit 150 Euro dotierte Poster Award. Die Auszeichnung wurde vom wissenschaftlichen Beirat von Charité 3R an einen Forscher in der Kategorie „Videopräsentation“ und eine Forscherin in der Kategorie „PDF-Poster“ vergeben. Obendrein gab es noch einen dritten Poster Award vom Publikum.
Neuropädiater Prof. Markus Schülke gewinnt in der Kategorie „Video“
Der Poster Award in der Kategorie Video ging an den Neuropädiater Prof. Markus Schülke und sein 3R-Projektteam. Zusammen mit Stammzellforschern und Neurophysiologen hat er ein humanes Modell entwickelt, das auf induzierten pluripotenten Stammzellen basiert. An einem 15-jährigen Patienten, der am unheilbaren Leigh Syndrom leidet und mangels Behandlungsmöglichkeiten bereits gelähmt war, im Koma lag und künstlich beatmet werden musste, konnten die Forschenden zeigen, dass der Ansatz funktioniert. Sie wandelten Patienteneigene Zellen in pluripotente Stammzellen und schließlich in neuronale Zellen um. An diesen Zellen des zentralen Nervensystems wurden anschließend potenziell wirksame Medikamente getestet. Die Tests waren erfolgreich: Dank einer bestimmten Substanz, deren Name aus patentrechtlichen Gründen nicht genannt werden darf, kann der junge Mann heute wieder (im Rollstuhl sitzend) in die Schule gehen. Zellen menschlichen Ursprungs seien der bessere Weg, Menschen zu helfen, meinte Poster-Award-Gewinner Markus Schülke. Und: „Unser Modell kann Tierversuche ohne Wenn und Aber ersetzen.“
Stammzellforscherin Dr. Bella Roßbach siegt mit ihrem PDF-Poster
Mit pluripotenten Stammzellen arbeitet auch Dr. Bella Roßbach, die den Preis des Poster Awards in der Kategorie PDF für ihr Projektteam entgegennehmen durfte. In diesem Fall geht es um die Erforschung von akutem Nierenversagen und chronischen Nierenleiden. Da Tiermodelle nicht das widerspiegeln, was im Menschen passiert, bauen die Forschenden wichtige Teile der Niere mit Hilfe von Stammzelltechnologie und 3D-Bioprinting nach. Ziel ist es, die Filtrations- und die Resorptionseinheit der Niere jeweils „auszudrucken“ und mit einer Perfusionseinheit zu kombinieren, so dass die verschiedenen Funktionen der Niere modelliert werden können. An den 4 x 4 Millimeter kleinen „Nephrobricks“ wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun die Grundlagen von Nierenerkrankungen als auch neue Therapieansätze erforschen. „Und das ohne einen einzigen Tierversuch“, betonte Preisträgerin Roßbach.
Publikum kürt Arbeit von Anna Pascual Reguant
Ein dritter Poster Award wurde vom Publikum vergeben. Die Mehrheit der Symposiumsgäste stimmte für die Video-Präsentation von Dr. Anna Pascual Reguant und ihrem Team. Die junge Charité-Forscherin aus dem Bereich Immunologie stellte in ihrem Video vor, wie mit Hilfe einer histologischen Untersuchungsmethode namens MELC (Multiplex histology) Tierversuche eingespart werden können. Das automatisierte Verfahren bringt die Daten aus verschiedenen Bildgebungsverfahren zusammen und erlaubt umfassende Zellanalysen, etwa an entzündetem Gewebe oder bei Autoimmunerkrankungen. Wo mit der herkömmlichen Mikroskopie 147 Mäuse benötigt werden, reicht nach Auskunft der Naturwissenschaftlerin bei der computerbasierten MELC-Methode eine einzige Gewebeprobe. „MELC vergrößert den Output aus immunfluoreszierenden Untersuchungen und reduziert dadurch Tierversuche in ganz erheblicher Zahl“, sagte Anna Pascual Reguant, als sie den Publikumspreis entgegennahm. Auch diese Arbeit verdeutlicht, dass technische Lösungen zu weniger Tierleid beitragen können.
(Text: Beatrice Hamberger)
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